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Bittgesuche

Bittgesuche vor 200 Jahren

Schon vor 200 Jahren konnten Menschen nicht allein von ihrem Einkommen leben- sie versuchten eine Besserung nicht wie heute durch Streik, sondern  mittels Bittgesuche an die zuständige Behörde

1865 schreibt der damalige Jänickendorfer Schulmeister Gottlieb Schulze einen „Klagebrief“ an die Schulbehörde wie folgt:

“Alle Lebensmittel, die in einer ländlichen Familie gekauft werden müssen, besonders aber die Stoffe zu Kleidungsstücken, sind seit einiger Zeit bedeutend im Preis gestiegen (Meine Einnahme aber bleibt dieselbe oder wird vielmehr geringer), so daß ich Not habe, meine Familie nur notdürftig zu kleiden. Gegen die Winterkälte sie genügend zu schützen, bin ich gänzlich außer stande, zumal, da ich genötigt bin, noch Futter für meine Kühe zu kaufen, da meine Wiese zu wenig Heu liefert.
Deshalb bitte ich einen wohllöblichen Schulvorstand, da die Schulkasse doch vermögend ist, bei der höheren Behörde für mich aus derselben eine Unterstützung von 10 – 15 rt gütigst zu beantragen.
 
Jänickendorf, den 21 sten Januar 1865“

 Verärgert über die schlechte Bezahlung wird  Lehrer Schulze nachgesagt, dass er die 116 Zöglinge, die er allein zu unterrichten hatte, nicht gut behandelte.
Deshalb hielten die Familien Löwe, Lamprecht und Kuhlmey ihre Kinder erst einmal Zuhause, um sie dann zum Unterricht nach Holbeck bzw. Luckenwalde zu schicken.
Dann forderte die Gemeinde die hohe Behörde auf, Schulze zu versetzen.
Schulze tat alles, was ein Lehrer kann, doch blieb er stets ein armer Mann.

Bittgesuch Gottlieb Quappe Woltersdorf   1824 an den König Friedrich Wilhelm III

Euer Hochwohlgeboren werden gütigst verzeihen,  daß ich Euer Hochwohlgeboren meine höchst dürftige Lage vorstellen darf.
Ich der gewesene Zivfilier Gottlieb August habe den König und das Vaterland von 1811 bis 1817 in Hochlöhen Leib = Infanterieregiment und im Hochlöhen 2. Garde Regiment zu Fuß gedient. Ich machte im Jahr 1812 den Feldzug nach Rußland mit, wo ich im Gefecht bei Dalenkirchen in den Bauch geschossen wurde.
Im Jahr 1813, wo die Schlacht bei Lützen vorfiel, wurde ich abermals durch eine Gewehrkugel über dem Brustbein in den Leib geschossen, wo ich jetzt die Kugel noch im Leib habe. In Katibar in Schlesien wurde ich in Lazareth gebracht, wo ich geheilt und nach überstandener Heilung stellte ich mich aus Liebe für König und Vaterland wieder unter die Fahne meines Regiments. Ich ging mit zwei höchst schweren Blessuren ab vom Regiment um meinen alten Vater und Mutter zu unterstützen. Auch mein Vater hat des Königs Majestät Vater Majestät 25 Jahre gedient und auch ohne ein Gnadengehalt abgegangen is. Auch bin auch habe ich bei der Übung der Landwehr, wo ich über einen Graben springen wollte, einen Bruchschaden erhalten.
Auch bin ich verheiratet und habe in der Ehe zwei Kinder gezeugt. Aber leider die Spuren meiner Verwundungen und sonstige Beschädigungen die meinen Körper verkrüppelten zeigen sich in einem solch starken Grade daß ich als Tagelöhner nicht instande bin eben erwähnte Familie mit meiner Hände Arbeit zu nähren.
Meine Nachweisung vom Regiment in Betref meiner Wunden und Dienstzeit habe ich in die Vorstellung, die ich an Sie Majestät ergehen ließ eingelegt, und dieselbe auch noch nicht wieder in Händen habe.

Solches wollte ich Euer Hochwohlgeboren ganz ergebendst mitteilen in der Hoffnung Euer Hochwohlgeboren werden die Bitte eines alten Kriegers  zu schätzen wissen der nun mit meiner Familie darbt.

Euer Hochwohlgeborenergebenser Diener

Woltersdorf, den 14t März 1824

Gottlieb Quappe

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